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Der menschliche Organismus ist – aus Sicht der Evolution – nicht auf Glück programmiert, sondern auf Überleben. Jede Sinneszelle, jede neuronale Antenne dient dem Aufspüren von Gefahr. Dieses System bewahrte uns über Jahrtausende: Wer den Räuber früh genug bemerkte, erhöhte seine Überlebenschancen. Doch in der modernen Welt bleibt dieser Mechanismus aktiv – bei vielen Menschen sogar in ständiger Alarmbereitschaft. Sie sind es, die kaum jemals das empfinden, was wir Zufriedenheit nennen.

Es ist nachvollziehbar: Wer unaufhörlich nach Bedrohung sucht, wird stets etwas finden. Ein Gehirn, das permanent Risiken wittert, lässt keinen Raum, sich zurückzulehnen und den Moment zu genießen. Selbst ohne reale Gefahr bleibt der Körper angespannt, bereit zum Kampf. Wie soll so Gelassenheit entstehen?

Das hat nichts mit Faulheit oder Schwäche zu tun – es ist ein fest verankertes Programm. Aus der Summe vergangener Erlebnisse formt der Geist fortlaufend das schlimmste denkbare Zukunftsbild. Wer als Kind mehr Unsicherheit als Geborgenheit erlebte, dessen innere Antennen waren immer auf Empfang – und sie senden auch als Erwachsener unvermindert weiter.

Das menschliche Dasein lässt sich nicht in Statistiken fassen. Es besteht aus Gefühlen, Befürchtungen, Berührungen und unscheinbaren Augenblicken – aus dem Schweigen beim Handhalten, aus Gesprächen und Diskussionen, die verbinden und wachsen lassen.

Zufriedenheit und Frieden zwischen all dem zu finden, ist eine Kunst. Eine, die gelernt werden will. Glück wird nicht daraus geboren, dass es anderen schlechter geht. Zufriedenheit entsteht nicht durch Vergleiche. Wer sein Wohlbefinden darauf gründet, dass „anderen geht es schlimmer“, baut auf Sand.

Wahre Zufriedenheit bedeutet, wirklich im Augenblick zu leben. Die Programme der Vergangenheit dürfen deine Gefühle nicht steuern. Alte Verletzungen und Ängste schreiben nicht länger dein Drehbuch. So verschwindet auch die Angst vor der Zukunft, weil du nicht mehr nach ihrem schlimmsten Szenario handelst.

Das Gehirn funktioniert naturgemäß so, dass es aus der Vergangenheit Schlüsse für die Zukunft zieht. Bleibst du unachtsam, verwebt es negative Erinnerungen zu neuen Plänen und macht dich unfähig, im Jetzt Ruhe zu finden. Doch diese Mechanik ist veränderbar. Mit dem Verständnis darüber öffnet sich der Raum für echte Gegenwartszufriedenheit.

Schon jetzt scheint die Sonne. Schon jetzt atmest du, bist gesund, mit Luft, Beziehungen und Möglichkeiten umgeben. Höchste Selbstkontrolle bedeutet, die eigenen Gedanken zu prüfen – zu erkennen, was nur ein Reflex vergangener Erfahrungen ist und was Wirklichkeit. Das ist eine Fähigkeit, die erlernt werden muss, denn sie ist nicht angeboren.

Manche meinen, dazu brauche es einen Lehrer, einen Guru oder eine Gemeinschaft. In Wahrheit braucht es nur einen klaren Moment der Erkenntnis: Ich steuere. Die Funktionsweise ist natürlich, doch sie lässt sich bewusst lenken.

Diese Haltung ist kein unerreichbares Ideal, sondern tägliche Praxis. Zufriedenheit entsteht nicht zufällig – sie wird erbaut, Tag für Tag, Augenblick für Augenblick. In jedem Innehalten, in dem du sagst: „Ich bin hier, und es ist gut.“ Und wenn es nicht gut ist, dann vertraust du darauf, dass es gut wird. Das ist keine Selbsttäuschung, sondern eine bewusste Entscheidung.

Wer das verinnerlicht, befreit sich. Die Vergangenheit führt dich nicht mehr, du suchst nicht ständig nach Gefahr, sondern lebst – und erfährst, wie dich diese Haltung dem wahren Glück näher bringt als jede äußere Anerkennung.

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