Die Frage „Wie oft ist es sinnvoll, in der Woche Yoga zu praktizieren?“ hat eigentlich keine eindeutige Antwort. Vielleicht wäre die beste Antwort: so oft, wie es sich gut anfühlt. Denn genau das ist das Wesen des Yoga – nichts erzwingen, aber wenn wir etwas tun, dann ganz und gar, mit voller Präsenz.
Yoga als Teil des Alltags
Wenn wir betrachten, dass Yoga nicht nur auf der Yogamatte durch das Ausführen von Asanas geschieht, sondern auch durch das bewusste Erleben unseres Alltags, dann lautet die gute Antwort: ja, wir sollten so oft wie möglich üben. Es ist nicht notwendig, die Yogamatte auszurollen und sich darauf zu stellen, um Yoga zu praktizieren. Schon wenige Minuten konzentrierter Atemübungen am Morgen, noch im Bett nach dem Aufwachen, sind bereits Yoga.
Auch der Genuss einer Tasse Kaffee kann eine yogische Praxis sein. Wenn wir langsam und achtsam den Duft wahrnehmen, bei jedem Schluck die Wärme und den Geschmack bewusst fühlen und beobachten, wie unsere Sinne reagieren, wird auch dies zur Übung. Selbst das Zähneputzen kann eine Form von Yoga sein – wenn unsere Gedanken nicht bei der To-do-Liste sind, sondern wir im Moment bleiben und etwa das Rauschen des Wassers beim Ausspülen wahrnehmen.
Yoga jenseits der Matte
Tagsüber können wir anhand der Leitlinien der Yoga-Sutras mit unseren Familienmitgliedern, Kollegen oder Freunden kommunizieren, indem wir Ahimsa (Gewaltlosigkeit) und Satya (Wahrhaftigkeit) bewusst berücksichtigen. Diese kleinen, achtsamen Handlungen sind Formen des Yoga im Alltag. Es braucht dafür keine großen Dinge – schon die kleinen alltäglichen Übungen führen uns näher zu uns selbst und lassen uns bewusster leben.
Gleichzeitig ist es aber für unseren bewegungsarmen modernen Lebensstil unverzichtbar, auch die körperliche Seite des Yoga nicht zu vernachlässigen. Denn ein gesunder Geist braucht einen gesunden, kräftigen und flexiblen Körper. Schon die alten Yogis nutzten die Asanas, um sich auf die Meditation vorzubereiten.

Was bedeutet „regelmäßig üben“?
Auch hier gilt: im Yoga ist nichts in Stein gemeißelt. Als bewegungsbewusster Trainer würde ich sagen: Schon wenige Minuten täglich sind wertvoll. Ein oder zwei Sonnengrüße am Morgen, Katze-Kuh am Abend – das ist bereits mehr als nichts. Ich glaube an die Effektivität von Minimalbewegungen. Wenn keine Zeit für eine halbe oder ganze Stunde bleibt, ist es besser, mehrmals täglich nur wenige Minuten zu praktizieren.
Diese kurzen Einheiten können wir morgens im Bett einbauen, vor der Arbeit mit Rückbeugen oder Drehungen der Wirbelsäule, mittags in Form von ein bis zwei Standhaltungen – oder am Nachmittag nach der Arbeit mit kleinen Übungen. Am Abend vor dem Schlafengehen können Dehnungen Ruhe bringen, und sogar beim Zähneputzen ist eine Balanceübung wie der Baum möglich.
Das Wesentliche: Freude statt Zwang
Wie du siehst, lieber Leser, braucht es keine Zauberei und keine große Entschlossenheit, um Yoga in deinen Alltag zu integrieren. Sei locker, offen und zugleich konsequent – und vor allem: mache es nicht aus Zwang oder Leistungsdruck, sondern weil du Freude daran hast.
Yoga ist das Leben selbst, das Geheimnis eines erfüllten Lebens. Dafür braucht es weder dogmatisches Denken noch minutiös geplante Tage. Es reicht, wenn du bewusst übst und lebst – so wirst du Yoga nicht nur tun, sondern es wirklich leben.
